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Christian Loth neuer erster Vorstand des TSV 1899 Partenkirchen

von Hannes Bräu

Garmisch-PartenkirchenDie ersten Worte gehörten Wolfi Hostmann, dem Ehrenvorsitzenden des TSV Partenkirchen. Er sagte den über 100 Mitgliedern, die vor ihm saßen, was sie zuvor schon wussten: „Das wird heute keine normale Sitzung. Ich hoffe auf andere Versammlungen, in denen wieder der Sport im Vordergrund steht.“ Der war am Freitagabend im Werdenfelser Hof wahrlich nebensächlich, die finanzielle Schieflage des größten Vereins im Markt beschäftigte alle beinahe bis Mitternacht – und wird es noch viel länger tun. Denn die wichtigsten Punkte blieben ungeklärt, wurden aufgeschoben.

In erster Linie sind da die Traglufthalle und der Sporthort zu nennen. In seinen einleitenden Sätzen beschrieb es Hostmann bereits treffend: „Gute Ideen, die leider aus dem Ruder gelaufen sind.“ Während in Sachen Sporthort die Reißleine schon gezogen wurde – Schließung zum Schuljahresende –, ist die Zukunft der blauen Festung weiter ungewiss. Die Erstellungskosten belaufen sich auf 42 800 Euro. Eine Summe, die anfangs deutlich kleiner war. Doch kamen im Laufe der Zeit immer neue Probleme und somit Rechnungen hinzu. Brandschutz, Baugenehmigung und Architekt verschlangen tausende Euros, die nicht eingeplant waren. Ebenso hatte man nichts davon gewusst, dass es für die Wärmezufuhr einer Übergabestation bedarf. Kostenpunkt: 12 000 Euro. Auf der Versammlung sprach man davon, dass mindestens eine weitere Rechnung von 7000 Euro noch offen ist. Die Verantwortlichen schätzen, dass weitere irgendwo schlummern. Hinzukommen die erheblichen Betriebskosten, die sich im Schnitt auf 5000 Euro pro Monat belaufen und starken saisonalen Schwankungen unterliegen. Warum? Weil der Hallenboden stets auf einer Mindesttemperatur gehalten werden muss.

Damit nicht genug: Am Boden der Traglufthalle bestehen erhebliche Mängel. Beispielsweise kann er Basketballkörbe nicht tragen, sie würden einfach einsacken. Die Herstellerfirma fühlt sich nicht verantwortlich, verweigert weitere Arbeiten an ihm, da er falsch gelagert worden sei. Des Weiteren fehlt es am nötigen Personal, das sich um die Halle und das Areal am Olympia-Eissportzentrum ehrenamtlich kümmert. Zu guter Letzt: Die Reinigung der Halle und der sanitären Anlagen übernimmt die Firma Bitzer Gebäudereinigung – derzeit kostenlos.

Die gute Nachricht aus Sicht des TSVP: Es gab zwar mal einen Vertragsentwurf zwischen dem Verein und der Firma Sportmedizin Garmisch-Partenkirchen GbR, die unter anderem vom bisherigen Vorsitzenden Björn Michel geleitet wird, der wurde aber nie unterschrieben. Entsprechend könnte der Club von heute auf morgen sagen, dass Michels Firma die Traglufthalle abbauen soll. Dadurch würden ad hoc Betriebskosten in Höhe von 29 000 Euro heuer eingespart.

Angesichts der leeren TSVP-Kasse – 2023 wurden rund 9000 Euro Minus gemacht, 2024 über 32 000, für 2025 wird erneut mit 30 000 und mehr gerechnet – eigentlich die logische Wahl. Jedoch steht und fällt mit der Traglufthalle der Spiel- und Trainingsbetrieb vieler Sportler beim TSVP, insbesondere bei den Handballern. Daher stellte Hannes Bräu, Michels bisheriger Stellvertreter, die plakative Frage: „Was ist uns Kindersport wert?“ Eine Antwort darauf soll der neue Vorstand (einstimmig gewählt) um den Vorsitzenden Christian Loth bis zum 2. Juli finden. Dann wird auf einer weiteren Mitgliederversammlung über die Zukunft der Traglufthalle abgestimmt. Der bisherige Vorstand, der dieses Dilemma zu verantworten hat, wurde entsprechend nicht entlastet. Das hatte auch Michels selbst empfohlen. Er und sein Team werden den Nachfolgern nun helfen, alles aufzuarbeiten.

Darüber hinaus gibt es noch weitere Unstimmigkeiten zu klären. So gab es seitens Michels mehrfache Verstöße gegen die Vereinssatzung, bei denen Ausschuss und Mitgliederversammlung übergangenen wurden. Auch der Vorwurf der privaten Vorteilsnahme steht im Raum. Daher wurde von den Mitgliedern eine externe Prüfung beschlossen, bei der die Tätigkeiten des Vorstandes in den Jahren 2023 und 2024 genau unter die Lupe genommen werden sollen.

Damit ist bereits klar: Auch bei der nächsten Versammlung des TSV Partenkirchen wird wieder nicht der Sport im Vordergrund stehen. (Patrick Hilmes / GAP-Tagblatt)

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