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Kindersporthort: Ein Modell für die Zukunft

von Hannes Bräu

Garmisch-Partenkirchen – Neu ist das Projekt Kindersporthort in Garmisch-Partenkirchen ja nicht. Vor einigen Jahren hat es der TSV Partenkirchen in der früheren Curlinghalle im Eisstadion gestartet. Schnell aber gab es personelle Engpässe, dadurch ein paar Turbulenzen. Nun aber wird wieder gesportelt im Olympia-Eissportzentrum – jeden Nachmittag bis 15 Uhr. Und aktuell plant der TSVP sogar den nächsten Schritt, eine Nummer größer. Die Verantwortlichen testen gerade für die Zukunft, wie in der Schule Sport und Betreuung miteinander verschmelzen könnten. Max Wasielewski leitet das Projekt, und das Tagblatt hat ihn besucht.

Man trifft Wasielewski mit einem Handball in der Hand und 15 Kindern im Schlepptau. Bevor er mit Freundin Sina den Hort übernahm, war er Fitnesscoach, davor Handballprofi. Die Geschichte, wie er in die Marktgemeinde kam, erzählt er derzeit ziemlich oft. Er sah sich nach einem Handballteam um, wollte selbst wieder spielen. Als er sich beim TSVP vorstellte, erzählte er den Verantwortlichen, dass er eigentlich auch einen neuen Job suche. Im Oberland im besten Fall. Schon war der neue Leiter gefunden. „Er hat mir das Gefühl gegeben, dass er richtig Bock hat“, sagt Hannes Bräu, Zweiter Vorsitzender des TSVP. Ihn habe es gereizt, sagt Wasielewski, er wollte unbedingt wieder was im Sport machen, hat früher ein Mädchen-Team im Handball gecoacht, Tochter Tharia kam kürzlich auf die Welt, und seine Freundin wollte auch mithelfen. Wenn das nicht die optimale Besetzung für einen Sporthort ist.

Seit 1. April kümmern sich die zwei gemeinsam mit Sandra Pyroth um die Kleinen. Den Hort gab es zwar schon davor, mit der Art und Weise waren Bräu und der Verein aber nicht glücklich. Die frühere Leiterin hatte voriges Jahr vor dem Start gekündigt, der TSVP musste ständig mit dem Personal improvisieren. „Eine Hängepartie“, sagt Bräu. Jetzt läuft es – und das beruhigt ihn. Denn im Markt haben sie Großes vor. Ein Sportpark soll auf dem Gelände entstehen. Die neue Traglufthalle im Außenbereich wird derzeit errichtet. Schon zur nächsten Saison möchten die Handballer dort antreten. Gerade suchen sie noch einen Namens-Sponsor. Das Projekt Sportpark stehe und falle mit dem Hort, betont Bräu. Denn: Wenn das mit dem Vereinssport künftig funktionieren soll, braucht es Verzahnung. Keiner weiß das besser als Bräu, Realschullehrer und junger Vater. Ab 2026, verweist er, haben alle Kinder der ersten Klassenstufe einen Anspruch auf ganztägige Bildung und Betreuung, bis 2029 sämtliche Grundschüler. Die Schulen, sagt Bräu, dürften froh sein über derartige Angebote. „Wir müssen nicht nur auf den Zug aufspringen, sondern ihn antreiben.“ 500 Kinder sind Mitglied im TSVP, die meisten kommen aus der Marktgemeinde. Die Intention: „Wir wollen das den Leuten im Ort anbieten und den Breitensport fördern.“

Ein Nachmittag im Hort sieht folgendermaßen aus: Nach dem Unterricht kommen die Kinder mit dem Fahrrad oder Roller. Sie werden alternativ auch einen Bus anbieten, der die Kleinen abholt und bringt. Das Essen liefert die Küche der Kinderklinik. Gekocht wird bio, zuckerfrei, anti-allergisch und mit der Wahl zwischen vegetarisch und Vollkost. Danach machen sie sich an die Hausaufgaben, sie lernen oder lesen. „Ruhezeit“ nennt es Wasielewski. „Uns ist wichtig, dass die Kinder runterkommen, ruhig sitzen bleiben.“ Zwischen 14 und 15 Uhr wird gesportelt – und zwar alles mögliche. Handball, Fußball, Basketball, kleine spaßige Spielchen, auch ein Turntraining kann dabei sein. Wasielewski ist der perfekte Anleiter dafür. „Alle Kinder hängen an Max. Der ist ein großer, cooler Typ“, sagt Freundin Sina Jäger. Wer länger bleibt, kann sich danach noch in der Halle austoben, alles testen. „Was willst du mehr als Kind? Du darfst nehmen, was du früher im Sportunterricht nie anrühren durftest“, scherzt Wasielewski. In den Ferien gibt’s Camps (ohne Übernachtung), das nächste in den letzten beiden Augustwochen.

Das Angebot richtet sich an Kinder von der ersten bis zur sechsten Klasse. Eltern buchen tageweise, was vielen entgegenkommt, weil sie nur die Tage zahlen, die ihr Kind im Hort verbringt. Nach dem Tag der offenen Tür vor Kurzem sind sie beinahe ausgebucht. 20 Kinder lassen die Räumlichkeiten, die der TSVP neu gestaltet hat, aktuell zu. Die Planungen sehen einen Ausbau vor. Die Verantwortlichen können sich auch vorstellen, andere Sportvereine aus dem Ort zu integrieren. Allerdings alles zu seiner Zeit.

Im Verein sind sie froh, dass jetzt alles so läuft, wie es läuft. Bräu sagt: „Wir müssen Angebote schaffen, sonst wachsen wir nicht. Und wenn wir nicht wachsen, überleben wir nicht.“

(Andreas Mayr/GAP-Tagblatt)

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