Handball
Ein Abend für die Geschichtsbücher

Garmisch-Partenkirchen – Niemand hätte ahnen können, dass Vollendung auch so aussehen würde: An diesem Sieg, dem wichtigsten und entscheidenden der Saison, gab es nichts Schönes, nichts Schillerndes, nichts Bemerkenswertes. „Kein Glanz und Gloria“, bestätigt Trainer Christoph Widenmayer. Nur das Ergebnis, seine Konsequenz und alles, was sich danach abspielte, war an diesem historischen Abend denkwürdig. Dank des 18:17-Erfolgs über die HSG Würm-Mitte II machen die Handballer des TSV Partenkirchen am vorletzten Spieltag – dank des besseren Vergleichs mit den Verfolgern vorzeitig – erstmalig in die Bezirksoberliga auf.
Gleich nach dem Moment der Gewissheit knallten die Konfettibomben. Getränkte Häupter in Bier und Sekt tigerten durch die Traglufthalle. Mittendrin verlor sich ein Trainer, der über sich selbst sagt: „Ich bin nicht so das Feierbiest.“ Dafür vermochte Christoph Widenmayer die Tragweite und Größe des Augenblicks zu begreifen, was schon eine Leistung an sich ist, wo normalerweise die Emotionen übernehmen. „Für den Handball in der Region ist es wichtig. Wir machen das nicht für uns. Es geht um die Jugendteams“, hielt er fest. Vor fünf Jahren noch hatten sie beim TSVP fünf Nachwuchs-Mannschaften im Ligabetrieb. Mittlerweile sind es 19 – und ein Ende des Aufschwungs ist aktuell nicht in Sicht. Der Mann, der quasi sein Leben für den Klub opfert, soll nicht vergessen werden. War Widenmayer wichtig: Hannes Bräu, der Allesmacher des Vereins, habe „zehn Jahre Vollgas gegeben“ – stets auf Kosten der Familie und des Privatlebens.
Ja, diese Handballer, die sich die Roten Rebellen nennen, sind letztlich die Stellvertreter einer märchenhaften Handball-Bewegung im Markt, die viele Kinder zum Sport bringt, die Menschen in die Halle treibt und bewegt – und die jetzt für den ewigen Aufwand entlohnt wird. „Der Aufstieg unterstreicht unsere Arbeit“, betont Widenmayer.
Für diesen letzten Erfolg mussten sie schuften ohne Unterlass. Mit dem Ausfall ihrer drei Top-Torjäger brach die gesamte Offensive zusammen. „Eines unserer schwächten Saisonspiele“, sagt der Coach. Stattdessen prägten Kampf, Krampf und ganz viel Nervosität diese Partie. „Vorne hast du gemerkt, dass der Druck da war. Das lag an der Situation“, sagt Widenmayer. Selbst wenn’s die Partenkirchner einmal schafften, frei vor dem Tor der Gäste aufzutauchen, warfen sie öfter vorbei als hinein. Nur für einen galt das nicht: Ahmed Bouhamidi, der Retter in der Not. „Acht Buden – den muss man hervorheben“, sagt sein Coach. Er packte quasi das ganze Team auf seine Schultern in der Offensive.
Den Rest erledigte das Prunkstück der Saison. Wer irgendwann in ferner Zukunft einmal auf den Aufstieg zurückblickt, sollte über die Abwehr reden und die beiden Neuzugänge, die sie zu einem Bollwerk gemacht haben. Torwart Lucas Scheffler und Ex-Profi Max Wasielewski waren das Metronom dieses Teams. Nach ihrem Takt richteten sich alle anderen. Im Spiel, in dem sie am meisten gebraucht wurden, lieferten sie. In den letzten Minuten, sagt Widenmayer, „hab‘ ich mir gewünscht, dass es zu Ende geht.“ Denn: „Die ganze Veranstaltung war absurd: Das Ergebnis ist ein Halbzeitstand.“ Aber das interessierte bald keinen mehr an diesem Samstagabend. Alles löste sich im roten Siegestaumel auf. (Andreas Mayr/GAP-Tagblatt)